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An deutschen Schulen lernen Schüler wieder mehr über Ernährung. Das ist natürlich gut, denn viele Kinder wissen heute zu wenig über das Was, Woher und Wofür von Lebensmitteln. In der Vergangenheit standen „gute” oder „schlechte” Lebensmitteln im Vordergrund. So einfach ist es jetzt nicht mehr. Man lernt jetzt in Zusammenhängen – ein Vergleich mit dem Ayurveda!

Der Apfel:  mehr als „gut” oder „schlecht”

Wir Menschen lieben es, Ware nach Kategorien zu sortieren: gut oder schlecht. So lebt es sich einfach, keine Frage. In meiner Ernährungsberatung werde ich häufig gefragt: „Sind Nudeln gut?” „Oder ist Reis besser?” Dann hole ich meist aus und erkläre Zusammenhänge. Kinder wollen auch schnelle, klare Antworten. Sie möchten  schnell beurteilen können, ob etwas „gut” oder „schlecht” ist. Auf der Tagung, die ich kürzlich besucht habe, ist mir dieses Werte-Thema besonders aufgefallen. Im postiven Sinne. Denn: Kinder sollen jetzt stark gemacht werden für eine globale, multimediale Welt. Da gibt es nicht mehr nur ein Schwarz oder Weiß. Jetzt interessiert, ob der Apfel aus der Region kommt oder aus Chile. Jetzt sollen Kinder fragen, ob der Apfel ein Fairtrade-Logo trägt und ethisch korrekt erzeugt wurde. Es interessiert auch, ob man der Werbung für den Apfel trauen kann, welche Vitamine er hat und natürlich, ob er schmeckt. Sie lernen: Ein Apfel hat mehrere Dimensionen. Ein „Gut” hängt nicht mehr von 18 mg Vitamin C ab, sondern von vielen anderen Faktoren.  Diese Entwicklung gefällt mir.

Und im Ayurveda?

Auch im Ayurveda ist der Apfel nicht nur einfach „gut” oder „schlecht”. Der Apfel ist zunächst süß, schwer verdaulich, kühlend. Dann hängt es davon ab, wie ich den Apfel zubereite. Gekocht ist er zum Beispiel leichter verdaulich, mit Gewürzen kann er uns im Winter sogar wärmen. Esse ich den Apfel mit Yoghurt, ist er im Ayurveda „schlecht”, weil die Kombination Frucht mit Milch schlecht zu verstoffwechseln ist. Eine zu üppige Menge an einem gut gekochtem Apfelkompott kurz vor dem Zubettgehen, könnte mehr schaden als nutzen. Sie sehen also: Auch im Ayurveda hat der Apfel mehrere Dimensionen. Und auch der Ayurveda hat sich schon immer für regionale Ware ausgesprochen, die ethisch korrekt erzeugt wird.

Eine Sache ist im Ayurveda allerdings vollkommen anders als bei uns im Westen: Wir schauen uns im Ayurveda auch den Esser an, also den Menschen, der den Apfel ist. Diese Betrachtung ist in der westlichen Ernährungslehre noch wenig ausgeprägt. Im Ayurveda ist entscheidend, ob ein Pitta-Typ einen rohen Apfel isst, oder ein Vata-Typ. Gleicher Apfel, unterschiedliche Menschen, unterscheidliche Wirkung! Möglicherweise würde der Pitta-Typ den Apfel roh gut vertragen. Der Vata-Typ würde vielleicht nachts im Bett noch an den Apfel denken, weil er ihn nicht gut verdaut hat.

Auch Beiträge sollen nicht zu üppig sein, damit sie gut verdaut werden…
Deshalb: Zu Vata, Pitta, Kapha komme ich in einem meiner nächsten Beiträge etwas ausführlicher.