Jeder Mensch braucht seine individuelle Ernährung. Dies wissen wir im Ayurveda seit Tausenden von Jahren. Ganz anders in der modernen Ernährungswissenschaft: Hier galten bislang die meisten Empfehlungen für große Personengruppen. Aktuell findet nun ein Umdenken statt: „Persoanliserte Ernährung” entwickelt sich zum Megatrend. Doch wo liegen die Unterschiede zum individuellen Ernährungscoaching im Ayurveda? Dies möchte ich nachfolgend aufzeigen.
Die gute Nachricht: Ernährung wird individueller
Personalisierte Ernährung interessiert die Ernährungswissenschaftler seit etwa 30 Jahren. In den letzten Jahren bekam das Thema noch mehr Zuspruch. Seit 2020 wird dazu enorm geforscht. Wie kam es dazu? Man stellte fest: Viele ernährungsbedingte Erkrankungen nehmen weiter zu – trotz langjähriger Ernährungsempfehlungen. So treten zum Beispiel Übergewicht und Adipositas in Deutschland von Jahr zu Jahr häufiger auf. Man erkennt, dass „allgemeine Empfehlungen nur eine begrenzte Effizienz bei der Bekämpfung dieser Krankheiten haben”, so steht es in Heft 4/2023 der Ernährungs Umschau. Man stellt auch fest, dass manche Empfehlungen „irrelevant und sogar von Nachteil sein können”.
Was also tun? Klar ist, dass Ernährungsempfehlungen individueller werden müssen. Nicht nur das Alter und das Geschlecht wirken sich auf unseren Bedarf an verschiedenen Lebensmitteln aus, auch Stress und das genetische Erbe unserer Eltern spielen beispielsweise eine Rolle, so die Erkenntnisse der modernen Ernährungslehre. Vor allem das Thema Gene sollte in den letzten Jahren die Antworten auf viele Fragen bringen, brachte es bislang aber nicht. Eine Ernährung basierend auf unserer DNA deckt nicht alles ab, was uns Menschen ausmacht. Doch sie spielt eine Rolle. Ernährungsempfehlungen werden in Zukunft mit vielen verschiedenen Faktoren abgeglichen und entsprechend angepasst.
Personalisierte Ernährung im Ayurveda
Im Ayurveda gibt es seit jeher personalisierte Ernährungsempfehlungen. Jede Person erhält seinen eigenen Ernährungsplan. Wenn ich dich berate, berücksichtige ich deine ayurvedische Konstitution (Prakriti), was in etwa deiner persönlichen Genetik entspricht. Die Pulsdiagnose gibt mir zusätzliche Informationen über deine Bioenergien. Natürlich beachte ich dein Alter, dein Geschlecht, deinen Lebensstil, deine Vorlieben. Ich schaue auch, inwiefern deine Umgebung, das Wetter und die aktuelle Lebenssituation deine Konstituion beeinflusst und den Nahrungsbedarf verändert. Nach und nach wirst du merken, was dir gut tut und was nicht. Eigene Empfindungen haben im Ayurveda einen hohen Stellenwert. Und genau hier sehe ich den großen Unterschied. Die Klientin oder der Klient wird mächtig und geht in die Verantwortung. Er bzw. sie nimmt seine und ihre Gesundheit selbst in die Hand.
Persönliches Empfinden vs. digitale Daten
Die Herangehensweisen sind verschieden: Die moderne Ernährungswissenschaft stützt sich auf Blutwerte oder messbare Parameter aus Studien. Wenn Studien überzeugen, werden daraus Empfehlungen abgeleitet. Mittels künstlicher Intelligenz werden heute Daten über uns gewonnen, die später Aussagen für uns machen wie: „Bitte gehe heute noch 1.000 Schritte” oder „Dein Vitamin C-Bedarf ist noch nicht gedeckt, esse beim Abendessen eine Kiwi.” Dein Armband kann dir sagen, was gut für dich ist. Wir müssen nichts wissen oder denken. Deine Apps wissen mehr über dich als du. Dies führt langfristig zu einer digitalisierten Optimierung. Ich finde allerdings, dass die Selbsteinschätzung sowie die eigene Verantwortung für die Gesundheit wenig gefördert werden.
Natürlich lässt sich die digitale Optimierung mit Ayurveda kombinieren. Vielleicht möchtest du deine typgerechte Ernährung mit einem Schrittzähler-App ergänzen. Schön ist es natürlich, wenn dir nach und nach dein Körper selbst das Gefühl gibt: „Ich muss mich heute noch bewegen.” – und nicht das Armband.
Berichte gerne von deinen Erkenntnissen. Dies interessiert mich sehr.
Deine
Maria
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